Marokko - Der Rückblick

 Marokko - Rückblick einer wunderschönen Reise



Fast drei Monate durften wir durch Marokko 🇲🇦 reisen und Land und Leute ein wenig kennen lernen. 
Marokko ist grösser als Deutschland, hat aber mehr als die Hälfte weniger Einwohner. Viele Region sind schwer zugänglich und daher kaum besiedelt.

Die landschaftliche Schönheit und Vielfalt ist enorm. Vom grünen Norden über das wilde Atlasgebirge bis hin zu den Wüstenregionen im Süden gibt es so viel zu entdecken und bestaunen. Sowohl an der Atlantik- als auch an der Mittelmeerküste findet man in beschaulichen Orten schöne Erholungsmöglichkeiten.

Für uns besonders faszinierend war die Wüste 🐪 Das grosse Nichts, diese unberührte, unendliche Weite und diese Verschiedenartigkeit. Ab und zu taucht an den entlegensten Orten unvermutet ein Mensch auf, der bereit ist, Feuerholz, Tajine oder Tee zu liefern. Aber oft ist einfach niemand da und du hast die Freiheit, an den schönsten Orten dein Nachtlager aufzuschlagen und die Dünenlandschaft und, je nach Mond 🌑, einen prächtigen Sternenhimmel 💫 zu geniessen. 
Tagsüber wunderbar warm bis heiss ☀️ wird sofort nach Sonnenuntergang 🌅 die Daunenjacke und eine warme Decke gebraucht. 🥶





Mensch und vor allem Auto waren sehr gefordert! 😱 Aufgrund des Gewichts unseres Bimobils und der für diesen Zweck unzureichenden Bereifung geriet der Iveco an seine Grenzen und wir versandeten des öfteren 😱 Da ist es wertvoll, wenn man starke Freunde bei sich hat, die einem zu Hilfe kommen 👍 Also, nie alleine in die Wüste fahren - der ADAC kommt nicht! 😜



Da wir sehr naturverbunden sind, fanden wir natürlich grossen Gefallen am Hohen, am Mittleren und am Anti Atlas. ⛰️ Dieses wilde, urgewlaltige Faltengebirge mit den tiefen Taleinschnitten und Schluchten ist überwältigend! 





Für ein paar gechillte Tage bietet sich das Meer 🌊 an, sehr nette Orte, feiner Fisch 🐟 und für den, der‘s mag, sportliche Aktivitäten 🏄‍♂️




Auch an Kultur hat Marokko einiges zu bieten, allen voran die vier Königsstädte, von denen wir Marrakesch und Meknes besucht haben. 
Der maurische Baustil ist von einer derartigen Schönheit und Kunstfertigkeit, dass ich mich schier nicht satt sehen konnte.



Aber auch andere, schön herausgeputzte Städte, wie Essaouira, Chefchaouen oder Tétouan haben viel zu bieten. 









In den Medinas mit dem Überangebot in den Souks wird man reizüberflutet. Zudem wird „My friend“ hier natürlich permanent angesprochen und ist beschäftigt, die Kaufangebote auszuschlagen. 




Da tut es gut, sich in einem der schönen Cafés bei einem „Nouss Nouss“ ☕️ oder einem pappsüssen Pfefferminztee zu erholen, sofern nicht alles wegen Ramadan geschlossen ist 😜


Für Touristen, die Zeit haben und nicht durch dieses schöne Land hetzen müssen, ist es natürlich ein Genuss durch Marokko 🇲🇦 zu reisen. 
Dennoch stimmte uns unsere erste längere Reise in Afrika oftmals nachdenklich. Die Menschen, vornehmlich die Berber im Süden sind sehr freundlich und respektvoll gegenüber Fremden. „Salam“ zur Begrüssung und „First Time in Marokko 🇲🇦“ sowie gute Wünsche gehörten stets dazu. 
Klar sind sie Schlitzohren und möchten etwas zu überhöhten Preisen verkaufen, aber „Handeln macht Spass“ betonen sie. Wir waren nicht so begnadete Handler und sie haben bestimmt immer ein gutes Geschäft mit uns gemacht. Andererseits sind die Leute arm und für uns sind die Preise immer sehr billig. 
Zudem wird alles möglich gemacht! Hat man es selbst nicht im Sortiment, wird man entweder zum Kollegen gebracht oder man wartet, bis der Händler die Ware von einem Spezl herbeischafft. 👍
Zur Verabschiedung legen die Menschen meist eine Hand aufs Herz, eine sehr schöne Geste. ❤️ 

Unter welchen Bedingungen die Menschen hier teilweise leben müssen, ist unbeschreiblich. Diese unendliche Armut der Nomaden in der Wüste oder in entlegenen Gebirgsregionen war für uns oft erschütternd. Die Menschen, allen voran Unmengen von Kindern, kommen sofort herangespurtet und versuchen, dich zum Anhalten zu bewegen. Sie möchten ein Geschenk 🎁, einen Kugelschreiber 🖊️, Essen 🥖, Kleidung 🧥, einen Fußball ⚽️, eine Zigarette 🚬 oder Geld 💴. Ausser Zigaretten und Geld haben wir in diesen Situationen alles gegeben und waren oft zutiefst berührt, welche Freude eine einzige Mandarine 🍊 auslösen kann.
An öffentlichen Plätzen gibt es Bettler, alte oder behinderte Menschen oder Frauen mit Babys. Da die soziale Absicherung nicht so ist, wie bei uns, habe ich mich hier immer von meinem Gefühl leiten lassen, wem ich ein paar Dirhams gebe.
Freizeit in unserem Sinne gibt es in diesen abgeschiedenen Regionen nicht. Die Menschen sind damit beschäftigt, ihr Tagwerk zu bewältigen, Wasser, Nahrung für Mensch und Tier und Brennmaterial zu besorgen. 
Und dennoch erschien es uns, als ob sie sich in ihr Schicksal fügen.  Die Menschen wirken nicht so unzufrieden, undankbar und gehetzt sind wie bei uns. Bei den Unmengen von Kindern habe ich nie Streit gesehen, es gibt ja auch keine materiellen Güter, über die man sich streiten kann.

In kleineren Städten oder Dörfern unterscheidet sich  die Infrastruktur deutlich von unserer. Es ist nur die Hauptstrasse geteert, die Nebenstrassen sind aus Lehm. Stromleitungen werden ausschliesslich oberirdisch verlegt ⚡️


Tante Emma Läden sind meist gut sortiert und haben von Olivenöl, Nutella, nicht alkoholischen Getränken und WC-Papier so ziemlich alles für den täglichen Bedarf. Frisches super leckeres Gemüse 🥒🥕🍅 und Obst 🍊🍓🍎 gibt es überall sowie feines Brot 🥖 zu Spottpreisen. Das Schöne, bei Lebensmitteln wird nicht gehandelt. 


Fleisch 🥩🍗🐑 ist qualitativ hochwertig, die Darreichungsform allerdings für Europäer gewöhnungsbedürftig, da immer das ganze Tier am Haken 🪝 hängt und die Scheiben oder das Kotelett direkt davon abgeschnitten wird. Hühner 🐓 laufen kurz vor dem Kauf noch herum. Fangfrische Fische 🐟 direkt vom Kutter, also besser gehts nicht!



Andere Waren werden gerne auf der Strasse präsentiert. Bei Verkehrsmitteln 🚲🏍️🚗 wird alles repariert, ausgeschlachtet, aufgehoben und wieder verbaut 🛞
Bei den Verkehrsmitteln gibt es folgende Hierarchie: Fußgänger 🚶‍♂️, klappriges Fahrrad 🚲, Esel 🫏, Pferd 🐎 mit Anhänger, Moped 🏍️, Auto 🚙. 




Befremdlich für uns Europäer ist das Verhältnis der Marokkaner zu Tieren. Es gibt unzählige Esel 🫏,  die schwere Lasten transportieren müssen. Vielfach werden sie aber von ihren Besitzern gar nicht nett behandelt, geschlagen, in der prallen Sonne abgestellt, die Vorderfüße zusammen gebunden, damit sie nicht fortlaufen können. 😢 Den Begriff Tierwohl gibt es offensichtlich nicht.

Ein grosses Problem ist der Müll 🚮, denn eine Müllabfuhr gibt es, wenn überhaupt, nur in grossen Städten. So liegt und flattert alles auf den Flächen neben den Orten herum, wenig Müll = kleiner Ort, viel Müll = grosser Ort 😱 Es wird wohl noch eine Weile dauern, das Bewusstsein der Menschen zu schärfen und eine Infrastruktur hierfür zu schaffen.

Andererseits wird aber „aufgeräumt“; alte Fischerhütten und Häuser, die näher als 100m Abstand an der Atlantikküste stehen, werden platt gemacht. Ein angeblicher Grund ist, zu verhindern, dass Flüchtlinge von hier in Richtung Kanarische Inseln aufbrechen. 
Zum anderen findet 2030 die Fussball WM ⚽️ in Spanien 🇪🇸, Portugal 🇵🇹 und Marokko 🇲🇦 statt. Da sollte alles geschleckt sein. Anstelle der alten, kleinen Bauten werden dann „schöne“ Hotels 🏨 entstehen. Auch über Land werden auf Hochtouren Verbindungsstrassen gebaut und in der Westsahara 🇪🇭 sowieso.

Marokko 🇲🇦 ist auf Reformkurs und verdankt dies nicht zuletzt König Mohamed VI. Er ist zwar ein autokratischer Herrscher mit weitreichenden Befugnissen, hat aber wesentlich mehr Erneuerungen durchgesetzt als seine Vorgänger. 
So setzt er sich z.B. für die Rechte der Frau ein (zumindest auf dem Papier herrscht hier eine Gleichstellung ). Er räumt dem Parlament mehr Freiheiten ein als bisherige Herrscher. 
Zudem setzt Marokko auf Bildung. Seit 1963 gibt es eine allgemeine Schulpflicht. 97% besuchen wohl auch die 6 Jahre dauernde Primarschule. Dadurch ist die Analphabeten-Rate deutlich gesunken. Allerdings besuchen dann nur noch 50% eine weiterführende Schule 🏫. Neben öffentlichen Schulen gibt es Privatschulen, die sich nur wenige leisten können.
Unterrichtssprache ist meist arabisch, aber „Tamazight“, die Sprache der Berber ist offiziell als Landessprache anerkannt. In weiterführenden Schulen kommt noch französisch hinzu. 
Und das ist auch die Sprache, mit der man sich als Tourist gut verständigen kann. (Die Marokkaner sind sehr sprachbegabt und sie beherrschen das Vokabular, das sie für ihre Verkaufsgespräche benötigen in französisch, spanisch, englisch und deutsch 😜)

Die Mehrheit der Bevölkerung besteht aus Berbern, deren Herkunft nicht geklärt ist. Sie stellen keine einheitliche Ethnie dar; es gibt viele unterschiedliche Gruppen und Stämme.
Vornehmlich im Norden und in den grösseren Städten haben sich im Zuge der Islamisierung Araber angesiedelt. Sie besetzen häufig die wichtigen Positionen und Ämter.

Der Islam prägt das Leben nachhaltig und der Glaube ist tief in den Menschen verwurzelt.




Die Gesellschaft ist eine Männergesellschaft, im Dienstleistungssektor arbeiten kaum Frauen und auf dem Land sitzen in den Cafés nur Männer. Dennoch habe ich mich nie unwohl oder angestarrt gefühlt und habe stets empfunden, dass wir respektvoll behandelt wurden.
In kleineren Orten sind Männer und Frauen mit Kindern oft in getrennten Gruppen unterwegs. Auf dem Land gibt es so gut wie keine Frauen ohne Kopfbedeckung, je weiter wir in Städten im Norden unterwegs waren, desto mehr Frauen haben wir in westlicher Kleidung gesehen. 
Ich selbst bin auch bei hohen Temperaturen nie schulterfrei und in Shorts unterwegs gewesen, da man dies in islamischen Ländern nicht machen soll.
Der Ramadan hat uns insofern beeinflusst, als in nicht touristischen Orten sämtliche Cafés und Restaurants geschlossen waren. Nur an Touristenorten konnten wir Essen und Trinken bekommen. Lebensmittelläden haben aber den ganzen Tag geöffnet und so haben wir uns weitgehend selbst versorgt.

Der Tourismus ist eine grosse Einnahmequelle für Marokko. 🇲🇦 Nach unseren Beobachtungen stellen die Franzosen 🇫🇷 die grösste Gruppe dar. Deutsche 🇩🇪 und Schweizer 🇨🇭sind auch ganz gut vertreten. Spanier 🇪🇸 ebenso, weil es nicht so weit entfernt ist. Auffallend ist das weitgehende Fehlen von Amerikanern 🇺🇸 und Asiaten 🇨🇳🇯🇵. Offensichtlich ist dies keine attraktive Destination. 🤷‍♀️
Als Reiseland ist Marokko absolut sicher. Auf den Strassen ist die Polizeipräsenz 👮 hoch, wobei Touristen bei den Kontrollen stets freundlich durchgewunken werden 👋
In kleineren Orten gibt es (selbsternannte) Parkplatzwächter 🅿️, die für ein paar Dirham das Auto bewachen, auch nachts.
Fast überall kann man frei stehen und wir haben uns immer sicher gefühlt.

Die moderne Technologie vereinfacht die Orientierung wesentlich. Dank der vielen Apps ist das Navigieren einfach, gpx-Daten können aufgespielt werden, um Routen, z.B. von der Pistenkuh, nachzufahren. Wir verwendeten „maps.out“. Ausserdem haben wir Routen mit „Outdooractive“ selbst geplant.
Zudem hatten wir fast immer über „Starlink“ Internet mit unbegrenztem Datenvolumen. Das war sehr angenehm! 👍

Diese lange Reise mit den vielfältigen Eindrücken und Erfahrungen hat uns tief berührt, beeindruckt und nachdenklich gestimmt. 
Wunderschön waren die Begegnungen mit anderen Reisenden, lange oder kurze. Gute Gespräche mit interessanten Menschen, gemeinsames Reisen mit Gleichgesinnten und ein reger Erfahrungsaustausch. Die Gewissheit mit einigen in Kontakt zu bleiben und sie wiederzusehen ist ein sehr schönes Gefühl! 🥰
Zu guter Letzt bleibt eine grosse Dankbarkeit, dass wir in der glücklichen Lage sind, dies erleben zu dürfen! 🍀🙏

Infiziert vom Reisevirus können wir feststellen - nach der Reise ist vor der Reise 🧳 …






 



 

















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